Geheimtipp Albanien
Nach Albanien wollte ich irgendwie schon immer einmal. Als dann zwei Freunde von mir Anfang April mit ihrem Camper aus Essen Richtung Griechenland aufbrachen habe ich sofort gesagt: “Gebt mir Bescheid, wenn ihr in Albanien seid, dann komme ich vorbei.” So haben wir es dann auch gemacht und ich bin Ende Mai von Düsseldorf nach Tirana geflogen.
Eurowings bietet aktuell zwei Flüge pro Woche ab Düsseldorf an (jeweils montags und freitags). Von Dortmund aus kommt man einmal täglich mit Wizz Air nach Tirana.
Der Plan war, zuerst ein paar Tage in der Hauptstadt Tirana zu verbringen und dann noch weiter an die Küste zu fahren. Tirana als Stadt hat mich wirklich sehr positiv überrascht und mir super gut gefallen. Die Stadt ist größer, als ich es erwartet hatte. Mit knapp 1 Mio. Einwohnern lebt hier mehr als ein Drittel aller Albaner des Landes. Es ist sehr grün und lebendig und an jeder Ecke gibt es Cafes, coole Bars und Restaurants.
Nur der Verkehr ist ein einziges Chaos, unter anderem auch, weil es bis auf ein paar Busse keinen öffentlichen Nahverkehr gibt. Mein Kumpel hat sich aber mit seinem Camper sehr schnell eingewöhnt und seinen Fahrstil entsprechend angepasst 😉
Am ersten Tag sind wir dann mit eben jenem Camper die engen Bergstraßen zum Dajti Nationalpark hochgefahren. Mit mehreren Stopps, damit sich mein Magen zwischendurch wieder erholen konnte. Es gibt auch eine Seilbahn, den Dajti Ekspress, mit der man hoch und runter fahren kann. Deswegen habe ich mir schon während der Fahrt vorgenommen, auf dem Rückweg dann lieber damit zu fahren.
Oben angekommen hat man einen traumhaften Ausblick über ganz Tirana. Es gibt neben einem Hotel und einem Restaurant mehrere Unterhaltungsmöglichkeiten, wie z. B. einen Minigolfplatz, mehrere Spielplätze und einen Quad-Verleih. Natürlich kann man im Nationalpark auch sehr schön wandern gehen. Da aber Regen und Gewitter im Anmarsch waren, haben wir uns lieber gemütlich ins Panorama-Restaurant gesetzt und etwas gegessen und getrunken.
Die Jungs sind dann mit dem Camper wieder runtergefahren. Meine Freundin und ich wollten lieber mit der Gondel fahren. Diese wurde dann leider wegen des Gewitters auf unbestimmte Zeit gestoppt. Es goss wirklich wie aus Kübeln und es mussten schon Handtücher und Teppiche vor die Türen der Gondelstation gelegt werden, damit das ganze Wasser nicht reinlaufen konnte. Nach knapp einer Stunde Wartezeit ging es dann aber endlich los. Das Warten hat sich zum Glück auch gelohnt, denn der Ausblick aus der Gondel über die Stadt war wirklich toll.
Am nächsten Tag haben wir vormittags eine Walking Tour durch Tirana gemacht und viel über die krasse Geschichte des Landes erfahren. So war Albanien unter seinem Diktator Enver Hoxha knapp 40 Jahre lang, bis 1990, hermetisch abgeriegelt. Niemand durfte das Land verlassen. Ähnlich wie in der DDR wurden die Bürger und jeder Ausländer, der ins Land kam, bespitzelt und jegliche Religionsausübung wurde verboten.
Hoxha befürchtete ständig externe Angriffe auf sein Land und ließ daher zum Schutz und zur Verteidigung knapp 175.000 Bunker im Land bauen. Die Bunker sieht man noch überall in Albanien und einige sind inzwischen zu Museen geworden. So haben wir in Tirana den BunkArt 2, einen ehemaligen Atomschutzbunker, besucht. Dort erfährt man viel über die Geschichte, insbesondere das Vorgehen der Geheimpolizei Sigurimi.
Uns war auch aufgefallen, dass gefühlt jedes dritte Auto auf der Straße ein Mercedes ist. Hierzu hat uns der Tourguide erzählt, dass die Albaner während des Kommunismus maximal ein chinesisches Fahrrad besessen haben. Deswegen hat sich dann erstmal jeder, als er es dann konnte, ein schickes Auto, eben in den meisten Fällen einen Mercedes, gegönnt. Und das ist bis heute anscheinend so geblieben.
Sonntags haben wir dann die Wanderschuhe ausgepackt und sind in den Ort Kruja, einige Kilometer nördlich von Tirana gefahren, um von dort den gleichnamigen Berg zu besteigen.
Ab dem Ort geht es in einem knapp 10 km langen Rundweg mit 600 Höhenmetern. Es geht erstmal durch gut markierte Gebirgswege steil auf den Gipfel und dann über die Straße wieder zurück in die Stadt. Während des Aufstiegs wurden wir leider mal wieder von einem Gewitter und Starkregen (und Hagel) erwischt, so dass wir klatschnass auf dem Gipfel ankamen.
Zum Glück gab es dort ein Restaurant, in dem wir uns mit Bier und Essen stärken konnten, bevor es dann wieder bergab ging. Auf der Strecke fing es wieder an zu regnen. Wir hatten aber schon wieder Glück, denn ein Mitarbeiter aus dem Restaurant kam uns mit dem Auto zufällig entgegen. Er hat uns erkannt und dann netterweise den restlichen Weg zurück in den Ort gefahren. Der Aufstieg, wenn auch anstrengend, und der Ausblick vom Gipfel waren wirklich sehr schön.
Der Rückweg über die asphaltierten Straßen war dann nicht so meins, aber wir haben uns ja einen Teil des Weges sparen können.
Am nächsten Tag ging es dann, auch in der Hoffnung, dem schlechten Wetter entkommen zu können, an die Küste ins knapp 30 km entfernte Durres. Der Ort gilt als Haupturlaubsziel für die Albaner selbst, mit einem über 10 km langen Strand.
Der Strand im Ortskern selbst war aber erst einmal eine Enttäuschung, da er komplett zugemüllt und von Algen übersät war. Nachts war aber ein Aufräumkommittee mit Baggern an der Arbeit, den Strand für die Saison zu reinigen.
In Durres haben wir dann erstmal wieder eine Walking Tour gemacht, um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Außerdem waren wir im Stadion, um am letzten Spieltag der albanischen Liga das Spiel vom lokalen Verein Teuta Durres gegen Partizani Tirana anzuschauen. Es gab vor Ort noch Karten und das Stadion war maximal zu ⅕ gefüllt. Stimmungsmäßig gab es auch noch reichlich Platz nach oben. So oder so hat Partizani sich durch den 2:0 Sieg noch die albanische Meisterschaft gesichert.
Es war aber für uns nicht ganz so spannend, wie zwei Tage vorher der letzte Spieltag der Bundesliga, den wir in einem Irish Pub geschaut haben, in dem sie alle Bildschirme für uns auf das Dortmund-Spiel geschaltet haben.
Mittwochs sind wir dann, auf der Suche nach einem schöneren Strand, dem Tipp unseres Tourguides gefolgt. Der Portez Beach liegt etwas 10 nördlich von Durres an einer kleinen Landzunge.
Der Strand ist recht weiß und feinsandig und das Wasser ganz klar. Wir waren auch fast die einzigen vor Ort. Allerdings war man auch hier dabei, in Vorbereitung auf die Saison, den ganzen Strand mit Schirmen und Liegen auszustatten.
Zurück in Tirana wollten wir dann am letzten Abend noch zum Pokalfinale gehen. Hier stellte sich schon während der Woche die Herausforderung, dass die Uhrzeit erst sehr kurzfristig festgesetzt wurde. Außerdem fanden wir unterschiedliche Angaben dazu fanden, in welchem Ort das Spiel denn überhaupt stattfinden sollte.
Irgendwann hatten wir dann aber die Info. Das Spiel sollte nicht in Tirana, sondern im Elbasan Stadion, knapp 40 km nördlich von Tirana, ausgetragen werden. Tickets konnte man nicht online kaufen, sondern nur vor Ort. Wir haben uns also wieder in den Camper gesetzt und sind die Strecke nach Elbasan gefahren… nur um dann nicht ins Stadion zu kommen. Warum, wissen wir bis heute nicht. Falls jemand Infos dazu hat, kann er sich gerne bei mir melden.
Ausverkauft war das Spiel jedenfalls nicht, es waren vielleicht ein paar Hundert Leute im Stadion. Draußen war alles voller Polizei, die aber kein Englisch sprechen konnte. Nach ein paar Minuten wurden wir dann schließlich vom Stadionvorplatz verscheucht. So mussten wir uns dann unverrichteter Dinge wieder auf die Rückfahrt nach Tirana begeben.
Dafür waren wir dann nochmal traditionell albanisch im Restaurant Oda essen. Danach sind wir noch über den Mercado Pazari i Ri geschlendert. Dies ist ein überdachter Markt, auf dem es von frischem Obst und Gemüse, über Fisch, losen Tabak, Teppiche und Souvenirs alles mögliche zu kaufen gibt.
Und so war im Flug eine Woche vorbei und ich habe mich auf den Heimflug nach Düsseldorf begeben. Ich werde aber auf jeden Fall wiederkommen und mir dann den südlichen Teil des Landes und die albanische Riviera genauer anschauen.
Albanien gilt noch als Geheimtipp. Falls du das Land noch entdecken möchtest, bevor es vom europäischen Massentourismus überschwemmt wird, dann melde dich jetzt bei mir für dein persönliches Urlaubsangebot.