Outdoor-Paradies Slowenien

Als Kind bin ich mit meiner Familie in gefühlt jedem Urlaub zum Wandern nach Österreich gefahren, weswegen ich lange Zeit weder Lust auf Urlaub in Österreich, noch auf Wandern hatte. Irgendwie hat sich das aber in den letzten Jahren geändert und so bin ich auf die Idee gekommen, einen Aktivurlaub (mit Wandern) in Slowenien zu verbringen. Man muss sich ja langsam wieder herantasten. 😉 

 

Und so habe ich im Juli eine Woche in Bled verbracht, nur wenige Kilometer südlich der österreichischen Grenze. 

Angereist bin ich mit dem Zug nach München. Von Duisburg aus ist man mit dem ICE ohne Umsteigen in knapp 6 Stunden dort. In München hat mich dann einer meiner Mitreisenden eingesammelt. In 4 Stunden sind wir dann mit dem Auto durch Österreich und den Karawankentunnel nach Slowenien gefahren. Obwohl es Wochenende und Sommerferien waren, hatten wir keinen allzu schlimmen Stau. Ganz im Gegensatz zu den Leuten, die sich extra früh auf den Weg gemacht hatten. 

 

Es gibt übrigens auch die Möglichkeit, komplett mit dem Zug nach Bled zu fahren. Ab Duisburg z. B. in knapp 13 Stunden mit einem Umstieg in Villach in Österreich. Allerdings sollte man dann vor Ort ein Auto mieten, denn das braucht man dort auf jeden Fall, um sich fortzubewegen. 

 

In Bled angekommen, haben wir uns erst einmal im Ferienhaus eingerichtet. Wir waren eine Gruppe von 15 Personen, dementsprechend groß war das Haus. Es hatte auch einen riesigen Garten und sogar einen kleinen Bach, der dort hindurch floss. Ein Traum. 

Aufstieg zum Debela Pec
Die typischen Holzhütten auf der Pokljuka-Alm

Zum leichten Eingewöhnen sind wir an unserem ersten Urlaubstag mit den Autos in ca. 30 Minuten zur Pokljuka Hochebene gefahren. Biathlon-Fans kommt der Name vielleicht wegen des jährlich stattfindenden Weltcups in Slowenine bekannt vor. Pokljuka liegt im Triglav Nationalpark, dem einzigen Nationalpark Sloweniens. Dieser liegt in den Julischen Alpen, im Nordwesten des Landes und ist nach dem höchsten Berg Sloweniens benannt.

 

Auf einer Höhe von 1100m bis 1400m kann man recht entspannt wandern, oft von Bäumen umgeben und immer mit einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge. Typisch für die Pokljuka-Alm sind die schindelgedeckten Holzhütten. Früher lebten hier Hirten, die Sauermilch und andere Milchprodukte herstellten. Zum Teil wird hier auch heute noch Käse nach traditionell slowenischer Hüttenkultur gemacht, den man dort auch probieren kann. Auch ein kaltes Pivo kann man dort zur Erfrischung käuflich erwerben. 😉

 

Auf halber Strecke haben wir an einer Almhütte Pause gemacht und, je nach Geschmack, Bier, Kaffee und super leckeren Apfelstrudel verspeist. Nach knapp 15 km Wanderung und je 430 Höhenmetern auf und ab waren wir dann wieder zurück am Parkplatz und machten uns auf den kurzen Heimweg. 

 

In Vorbereitung auf den Urlaub in Slowenien hatte ich mir in einem Outdoor-Laden ein paar richtige Wanderschuhe gekauft, mit dem Hinweis, diese müssten unbedingt gründlich eingelaufen werden. Aus Zeitgründen und weil ich nicht wirklich in Wanderschuhen durch die Duisburger Innenstadt laufen wollte, hat das aber leider nicht mehr geklappt. Man mag es kaum glauben, aber es ist trotzdem gut gegangen. Ich hatte nicht eine einzige Blase am Fuß. Im Gegenteil, die neuen Schuhe waren super!

Nachdem ich und meine Schuhe nun vernünftig eingelaufen waren, wagten wir uns am nächsten Tag an eine etwas anstrengendere Tour. In 16km und jeweils 830 Höhenmetern auf und ab stiegen wir, wieder im Triglaver Nationalpark, auf den Debela Pec.

 

Die Tour war  ganz schön anstrengend für mich. 830 Hm klingen irgendwie nach nichts, sind aber doch ziemlich viel. Wie so oft wurde man aber für die Anstrengung mit einer unbeschreiblichen Aussicht belohnt.

 

Eine ganz tolle Tour!!! 

Ausblick vom Debela Pec
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Kulturzentrum Metelkova
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Blick auf die Ljubljanica und die Markthallen

Nach so viel Wandern gab es am nächsten Tag dann etwas Kultur. Es ging in die Hauptstadt von Slowenien, Ljubljana! Sie wurde 2016 zur “European Green Capital” und 2022 zur “European Best Destination” gewählt und wird auf der Website der Slowenischen Tourismusorganisation wie folgt beschrieben “Die lebhafte grüne Stadt, die den Charme einer Kleinstadt mit dem Selbstbewusstsein einer europäischen Großstadt vereint.” 

 

Mit nur rund 293.000 Einwohnern ist Ljubljana tatsächlich eine der kleinsten Hauptstädte Europas und lässt sich daher wunderbar zu Fuß erkunden. So haben wir den Vormittag auf einem Stadtrundgang verbracht. Dort konnten wir einiges über die Geschichte der Stadt und des Landes erfahren.

 

Unter Anderem waren wir im Metelkova, einem alternativen Kulturzentrum. Die Gebäude sind ehemalige Militärkasernen, die in den 90er Jahren abgerissen werden sollten. Um dies zu verhindern, wurden sie von einer unabhängigen Vereinigung größtenteils alternativ orientierter Künstler und Intellektueller besetzt. Heute gibt es hier mehrere Clubs und es finden regelmäßig Konzerte, Festivals, künstlerische Performances und Ausstellungen statt. 

 

Direkt nebenan befinden sich auf einem Platz mehrere Museen.  (Zeitgenössische Kunst, Nationalmuseum Slowenien, Ethnographisches Museum) Mit ihrer futuristischer Architektur liegen sie im krassen Kontrast zu den etwas heruntergekommenen Gebäuden des Melekova. 

 

Von dort ging es weiter in die Innenstadt zur berühmten Drachenbrücke. Die Brücke wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als erste echte Stahlbetonkonstruktion Ljubljanas erbaut. Sie war gleichzeitig eine der ersten und damals größten Brücken dieser Art in Europa.

Das Stadtbild wurde übrigens, ähnlich wie auch in Prag und Wien, maßgeblich vom Architekten Jože Plečnik (1872 – 1957) geprägt. Er verfolgte das Ziel, die Stadt nach dem Vorbild des antiken Athen zu gestalten und entwarf oder renovierte zahlreiche bekannte Gebäude der Stadt, wie z. B. die National- und Universitätsbibliothek, aber auch die Drei Brücken, den zentralen Marktplatz und die Gestaltung des Flussufers der Ljubljanica. Apropos Flussufer: Dieses ist wirklich sehr schön und hier lässt es sich wunderbar an der Promenade entlang spazieren oder in einem der zahlreichen Cafes und Restaurants relaxen. Am anderen Ufer, beim zentralen Marktplatz, haben wir dann eine Mittagspause eingelegt. Es gibt dort einen ganz “normalen” Markt im Freien, auf dem Obst und Gemüse angeboten werden, aber auch zwei überdachte Markthallen, in denen es u. A. Fisch, Fleisch, Käse und Gebäck zu kaufen gibt. 

 

Wer im Frühling und Sommer freitags in Ljubljana ist, sollte hier unbedingt “Die Offene Küche (Odprta kuhna)” besuchen, bei der Köche aus slowenischen Restaurants Gerichte aus aller Welt zubereiten. Da wir leider nicht an einem Freitag vor Ort waren, haben wir uns in eins der zahlreichen Restaurants gesetzt und Śtruklji bestellt, ein traditionelles slowenisches Gericht, ähnlich einem Strudel, das es mit ganz unterschiedlichen Füllungen (süß und deftig) gibt. 

 

Frisch gestärkt haben wir am Nachmittag in einer Bar eine Weinprobe gemacht und uns einmal quer durch slowenische Weine probiert. Lecker! 

Nach einem sehr fleischlastigen Abendessen haben wir uns dann wieder auf den Heimweg nach Bled gemacht. 

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Živjo! (Prost)
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Altstadt von Ljubljana
Blick von der Sommerrodelbahn auf Bled und den Bleder See

Für die besonders Abenteuerlustigen in der Gruppe ging es am nächsten Tag zum Canyoning. Ich habe mich lieber am Bleder See auf ein Stand-Up-Paddleboard gestellt, bin gemütlich über den See gepaddelt und habe die Aussicht auf die umliegenden Berge genossen. In der Mitte des Sees gibt es eine kleine Insel, auf der ich eine kleine Pause eingelegt habe. Wer mag, kann hier die “Kirche der Muttergottes am See” besichtigen, den Glockenturm erklimmen und die Wunschglocke läuten oder in der Potitzenstube (Potičnica) eine der traditionellen slowenischen Potitzen mit verschiedenen Füllungen probieren. 

Für mich gab es ein leckeres Eis! 

 

Am Nachmittag machten wir dann einen kleinen Spaziergang am See entlang und probierten im Park Cafe die berühmte Bleder Cremeschnitte (eine Torte aus Blätterteig und Vanillecreme), denn hier wurde sie perfektioniert. 

 

Um dann doch noch etwas Action für den Tag zu haben, sind wir den Straža, einen Hügel entlang des Bleder Sees, mit dem Sessellift hochgefahren, um dann mit der Sommerrodelbahn wieder herunterzukommen. Von oben hat man einen ganz tollen Blick auf Bled und den See. 

Am letzten Tag in Slowenien gab es dann nochmal eine gute Mischung aus Action und Wandern: Los ging es mit einer Wildwasser-Rafting-Tour auf der Soča. Es war schon recht wild und ein, zwei Leute sind auch mal über Bord gegangen, aber es hat riesigen Spaß gemacht.

 

Nach der Rafting-Tour haben wir noch eine kleine Wanderung zu mehreren Wasserfällen gemacht. Ein Highlight war definitiv der Wasserfall Kozjak, und das nicht nur, weil mir dort von der Aussichtsplattform ein 20-EUR Schein runtergefallen ist, den jemand aus der Gruppe dann heldenhaft gerettet hat.

 

Weiter ging es zum Bohinjer See, dem größten natürlichen See Sloweniens. Hier kann man schwimmen, Kanu fahren, paddeln oder eine Bootstour machen – und natürlich auf einem der unzähligen Wanderpfade die Umgebung erkunden. 

Rafting auf der Soča
Die türkisgrüne Soča
Kozjak Wasserfall
Blick auf die Insel im Bleder See

Für ein relativ kleines Land hat Slowenien so viel zu bieten, dass man unmöglich alles in eine Woche packen kann. Es gibt unzählige Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten und wunderschöne Landschaften. Die Menschen waren super freundlich, Essen und Getränke lecker und auch erschwinglich. Wie man hoffentlich dem Text entnehmen kann, hat es mir so gut gefallen, dass ich auf jeden Fall wiederkommen werde. 

 

Und wenn du jetzt auch ein wenig Lust auf Slowenien bekommen hast, dann melde dich bei mir für eine Reiseberatung.